Ausgangssituation
Seit über 100 Jahren besteht Bad Waldliesborn als Heilbad und Kurort aufgrund seiner beiden Solequellen, die eine der höchsten Solekonzentrationen im Bundesgebiet aufweisen. Aus einem kleinen Dorf hat sich mittlerweile der größte Ortsteil im Stadtgebiet entwickelt mit zwei großen Kliniken, einem Gesundheitszentrum mit Thermalbad, das eine Wasserfläche von mehr als 1200 qm hat. Hinzu kommen etliche Hotels und Pensionen die allerdings nach der Gesundheitsreform und der Insolvenz auch einen starken Rückgang zu verzeichnen hatten. Die Insolvenz war aber sicherlich auch eine Chance sich als Kurort unter neuen gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen neu zu strukturieren. Das Gesundheitszentrum mit dem Thermalbad und der Eichholzklinik wurde in die westfälische Gesundheitsholding integriert, um Synergien zu nutzen. Die touristische Vermarktung wurde von einem eigens gegründeten Kur- und Verkehrsverein übernommen. 2009 wurde der Kurparkverein von Bad Waldliesborner Bürgern gegründet, der mit seinen etwa 500 Mitgliedern den Park von der Stadt Lippstadt gepachtet hat und die Pflege und Gestaltung übernommen hat. Mit der Einführung einer Fremdenverkehrsabgabe und neuen Strukturen durch die Verschmelzung von KWL und Touristik & Marketing GmbH, der Einstellung einer Tourismusmanagerin, die die Werbung für den Kurort intensiviert, ist jetzt eine neue Ära angebrochen, die klug gestaltet werden muss.
Dabei ist das Ziel klar: Es muss darum gehen, Bad Waldliesborn in eine gesicherte Zukunft als Heilbad zu führen, eine hohe Aufenthalts- und Lebensqualität für Gäste, Touristen und Bürgerinnen und Bürger zu erhalten und es den im Ortsteil ansässigen Betrieben zu ermöglichen, wirtschaftlich erfolgreich arbeiten zu können. Wenig Sorge bereiten die Reha-Gäste. Die Eichholzklinik hat eine Auslastung von derzeit ca. 90 % und die Besucherzahlen der Sauna waren bis zur Corona-Krise sogar steigend. Natürlich hat die Krise auch Bad Waldliesborn getroffen, aber bei den Kliniken läuft mittlerweile fast wieder der Normalbetrieb, Hotels und Pensionen sind noch auf die Hilfen von Bund und Land angewiesen.
Der sogenannte „zweite Gesundheitsmarkt“ ist in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen. Wellness, Gesundheitsvorsorge und Gesundheitsreisen gewinnen in unserer Gesellschaft einen immer größeren Stellenwert. Der Wunsch nach Ruhe, Geborgenheit und Entschleunigung wächst. Davon kann und muss Bad Waldliesborn profitieren, auch weil die Voraussetzungen dafür gut sind. Basis dafür ist die Attraktivitätsteigerung der Infrastruktur, die schon vorhanden ist, die Entwicklung eines niedrigschwelligen gesundheitstouristischen Angebots und die Schaffung eines kulturellen und Freizeitangebots, dass auch der Erholung dient. Dann können über die Gruppe der Reha-Gäste hinaus weiter Zielgruppen, wie Tagesgäste, Kurzurlauber, Familien und Radfahrer erschlossen werden. Was ist dafür aus meiner Sicht konkret zu tun?
- Für das in die Jahre gekommen Thermalbad entwickelt die Westfälische Gesundheitszentrum Holding GmbH derzeit ein Sanierungskonzept, wie mir Holding-Geschäftsführer Stephan Eydt bei unserem Gespräch erläutert hat. Das ist der richtige Schritt in die Zukunft. Lippstadt hat daran besonderes Interesse, ist aber nur kleinster Mitgesellschafter bei Holding und Gesundheitszentrum GmbH.
- Die Fusion von KWL und T&M scheint mir die Ideallösung zu sein, um Synergieeffekte freizusetzen. Das gilt neben dem organisatorischen, insbesondere für den Veranstaltungsbereich. Das Kurtheater im Haus des Gastes kann mit einem jungen Programm neue Zielgruppen erschließen und sollte verstärkt auch bespielt werden. Hier sind alle Beteiligten gefragt, die Fusion schafft dafür aber eine wichtige Grundlage. Der Kartenverkauf der KWL muss nicht nur im Rathaus, sondern in Zukunft digital und auch im Haus des Gastes stattfinden.
- Der Charakter als Kurort muss erhalten bleiben und sollte gestärkt werden. Das geht vor allem über den Kurpark, der in seiner Attraktivität noch gesteigert werden kann. Das einzigartige Leaderprojekt des „Nebelwaldes“, der noch in diesem Jahr realisiert wird, ist ein guter Anfang. Denkbar sind in anderen Teilen des Parks noch andere Maßnahmen. In Verbindung mit z.B. dem Atelier T8 in Dedinghausen und anderen heimischen Künstlern, könnte ergänzend zu den bisherigen Skulpturen ein („westfälischer“) Skulpturenpark geschaffen werden. Das würde sogar Fördermittel aus dem Heimatministerium möglich machen. Mit Ministerin Ina Scharrenbach bin ich darüber im Gespräch. Mit Fitnessgeräten oder einem Vitalparcours haben andere Orte bereits gute Erfahrungen gemacht. Auch gärtnerisch ließe sich der Kurpark weiter aufwerten. „Kur, Kunst und Kultur“ ist das Schlagwort, unter dem diese Maßnahmen stehen.
- Die „Milchbar“ ist ein Kleinod, eine echte Oase im Kurpark. Aber sie ist ebenfalls in die Jahre gekommen. Mit ihrer – auch baulichen – Aufwertung könnte das gastronomische Angebot noch attraktiver werden.
- Bad Waldliesborn hat eine gute Radinfrastruktur und eine hervorragende Anbindung an das umliegende Radwegenetz. Hier können zusätzliche Angebote durch Leihfahrräder, Lademöglichkeiten für E-Räder oder eine E-Bike-Schule und geführte Radwandertouren.
Das sind einige wenige Beispiele, die deutlich machen sollen, wo ich Schwerpunkte setzen werde, um das Heilbad in eine gute Zukunft zu führen. Bad Waldliesborn hat viel Potenzial, das wir zum Wohl der Gesamtstadt fördern müssen. Die hier genannten Punkte werde ich in einem „Aktionsplan für Walibo“ zusammenfassen, die die bisherigen Maßnahmen fortsetzen und neue Schritte einleiten, um Bad Waldliesborn über den Tag hinaus als Heilbad zukunftsfähig zu machen.